Zucchini-Auflauf mit Tomatensauce, Käse und frischer Petersilie – wertgeschätzt zubereitet

Resilienzhäppchen 6 - Wertschätzung für einen Gemüseauflauf

03. September 2025 | von Kerstin Pentermann

 

Wertschätzung – ein Begriff, der häufig im Kontext von Führung und Unternehmenskultur verwendet wird. Dabei geht es eigentlich um etwas sehr Grundsätzliches: Respekt, Anerkennung, Wohlwollen. Die Anerkennung des Wertes eines Menschen, einer Handlung – oder auch einer einfachen Sache.
Zu oft jedoch wird Wertschätzung derzeit vor allem zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden diskutiert. Sie ist Mittelpunkt fast jedes Führungskräftecoachings. „Führen auf Augenhöhe“ lautet das Ideal. Aber was bedeutet das konkret? Heißt es, Mitarbeitende fair zu entlohnen? Heißt es, auf die Balance zwischen Arbeitsbelastung und Lebensqualität zu achten?
Begriffe wie „Work-Life-Balance“ werden in politischen Debatten inzwischen oft mit gerümpfter Nase behandelt. Ja, natürlich muss in einer Gesellschaft „Geld verdient“ werden. Und doch stehen wir in Deutschland mit unseren Steuerabgaben an der europäischen Spitze. Wie soll da echte Kaufkraft entstehen – und wie soll sie in unsere Wirtschaft zurückfließen?
Diese Diskussionen sind nicht neu und kehren immer wieder. Ist die Arbeitslosigkeit hoch, wird mehr Leistung gefordert. Und der Sozialstaat? Der sei zu „üppig“, heißt es. Doch ist er nicht vielmehr eine Hommage an jene, die arbeiten wollen, aber aus vielfältigen Gründen nicht können?
Natürlich gibt es auch Menschen, die Leistungen ausnutzen. Aber das ist kein neues Phänomen. Menschen, die mit 6 Euro am Tag für Essen auskommen müssen, haben kaum die Möglichkeit, frisches Obst oder Gemüse in ihren Speiseplan zu integrieren. Dabei ist bekannt: Eine schlechte Ernährung erhöht langfristig das Risiko für Erkrankungen. Und dazu kommen psychische Belastungen bei Bürgergeldempfänger*innen. Als Resilienztrainerin weiß ich, dass soziale Sicherheit Halt gibt. Fehlt sie, kann der Einzelne daran zerbrechen.
Das Bürgergeld soll 2026 nicht erhöht werden – ungeachtet der steigenden Kosten für Lebensmittel, Schulmaterial oder Energie. Gleichzeitig stoßen die Tafeln in vielen Städten an ihre Belastungsgrenzen. Und genau hier schließt sich der Kreis.
Denn während ich diesen Text schreibe, steht ein selbstgemachter Gemüseauflauf auf meinem Teller. In diesem Moment spüre ich echte Wertschätzung – für das Privileg mein Essen genießen zu können. 
 

Herzlichst – Kerstin Pentermann