Resilienzhäppchen 10 - Und der Glanz umhüllte sie....
30. November 2025 | von Kerstin Pentermann
Wenn ich an die Sorgen und Probleme des Alltags und die derzeitige politische Entwicklung in der Welt denke, bin ich froh, dass es diese Geschichte gibt. Sie erdet mich jedes Jahr aufs Neue.
Jesus der Sohn Gottes wurde in einem einfachen Stall geboren. Zwischen Nutztieren und angebetet von Hirten, die man heute als Mindestlohnempfänger bezeichnen würde. Sie sicherten sich ihre Existenz durch harte und doch schlecht bezahlte Arbeit. Maria und Josef waren obdachlos. Sie wussten nicht, dass sie bald auch zu Flüchtlingen werden würden, um ihren Sohn in Ägypten vor der Ermordung durch die Soldaten von König Herodes zu bewahren. Ungerechtigkeiten und Gewalt prägten das Leben vor 2000 Jahren. Und ob Josef sich Gedanken gemacht hat, ob dieses Kind wirklich von Gott stammt oder wer denn der Vater sein könnte? Maria musste ihre Geburt alleine durchstehen, in einem Stall, ohne Hilfe. Und wie es mit dem Familienleben weitergehen würde, wusste sie nicht.
Und doch verleiht diese einfache Szenerie mit all den damaligen Sorgen und Nöten heute unserem Weihnachtsfest den Glanz, den es über Jahrhunderte bewahrt hat. Sie vermittelt das Vertrauen, dass es mehr gibt, als den Alltag, dass einfach alles gut werden kann.
Kein Manager hat damals dieses wichtige Event von Weltbedeutung begleitet und die Drei heiligen Könige folgten noch einem Stern und nicht dem Ruf eines Mobiltelefons oder einer Einladung durch eine digitale Konferenz. Wir sind heute durchtechnisiert. Selbst das tägliche Wetter lesen wir auf dem Smartphone ab, statt aus dem Fenster zu schauen. Ist Weihnachten nicht auch der Ruf, wieder die kleinen Ereignisse in unser Leben zu rufen und genauer hinzuschauen – ohne digitale Brille? Auf Menschen, die dem Ruf den Konsums nicht ungebremst folgen können, auf Menschen, denen es mental oder gesundheitsbedingt nicht so gut geht.
Zwischen Weihnachtsfeiern und Feiertags-Stress dringt der einfache Glanz von Weihnachten nicht mehr durch. Die Botschaft „Friede den Menschen auf Erden und allen ein Wohlgefallen“ wirkt wie eine Marketingkampagne aus längst vergangener Zeit.
Und doch: im Zentrum von Weihnachten steht immer noch das „Mensch sein“, ungeachtet aller Entwicklungen und Ereignisse seit der Nacht damals im Stall. Und wenn uns die Probleme manchmal verfolgen, dann sollten wir der Botschaft von damals Raum geben und das Licht suchen. Das ist manchmal einfacher als man denkt – auch ohne KI oder ein spezielles Coaching. Vielleicht reicht ja schon ein freundliches Wort an einen Kollegen an einem stressigen Tag.
Der Glanz von Weihnachten beginnt mit jedem winzigen Schimmer von Menschlichkeit - auch da, wo die Sorgen groß sind.
Frohe Adventstage – Kerstin Pentermann
